manfred schulze

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* 17.08.1934 in Schweizerthal (Sachsen)
† 25.07.2010 in Berlin
Lehre als Bergmann bei der Wismut

1954 – 58 Privates Studium (Musik, Klavier, Geige, Klarinette)
Selbststudium Saxophon
1958 – 59 Orchester „Melodie“
1961 – 62    Orchester Eberhard Weise, Orchester Max Reichelt
1962 – 63    Manfred – Ludwig – Sextett
1964 – 66    Klaus – Lenz – Bigband
1964 – 68 Gerhard Stein – Combo
1969 – 70 Orchester Klaus Lenz
ab 1969 Manfred Schulze Bläser Quintett
1970 – 71 Praxis II (sporadisch bis Mitte der 70er)
ab 1973 Manfred Schulze Formation
ab 1973 Duo mit Hermann Keller
1976 – 79 Berliner Improvisations-Quartett
(Schulze / Keller/ Staufenbiel / Altenfelder)
1976 Theatermusik „Der Maulheld“
1977 Hermann Keller Werkstattorchester
1978 Schulze - Keller Werkstattorchester
1979 Zusammenarbeit mit dem Komponisten Joachim Haberecht
(Suite für Tonband und Improvisationsquartett)
ab 1979 Berliner Improvisations-Trio (Schulze/Keller/Staufenbiel)
mit Gästen u.a. Toni Oxley, Fine Kwiatkowski (1989)
1980 Hannes Zerbe Trio/Quintett
1980-90 Hannes Zerbe Blechband
  Anfang der 80er Jahre Theatermusik
„Die fremde Haut“ (Deutsches Theater)
1982 Theatermusik „Bruder Eichmann“
1985 Duo mit Wilfried Staufenbiel
ab 1986 Berliner Improvisations-Trio
(Schulze / Staufenbiel / Weber)
ab 1990 Berliner Improvisations-Quartett
(Schulze / Keller / Staufenbiel / Weber)
1989 Theatermusik zu „Woyzzek“ (Theater 89)
(Manfred Schulze / Ulrich Weber / Hans-Joachim Frank)

Neben den aufgeführten Besetzungen spielte Manfred Schulze mit vielen führenden europäischen, japanischen und amerikanischen Jazz-Musikern.
Ausstellungen: Berlin Ost + West, Leipzig, Chemnitz, Freiberg, Cottbus, Senftenberg

Ab 1992 war Manfred Schulze gezwungen, aufgrund einer schweren Erkrankung (   Chorea Huntington), seine künstlerische Laufbahn zu beenden.
Seit 1994 lebte er in einem Berliner Pflegeheim.

 

Manfred Schulze (bars, cl)
* 17.08.1934 Schweizerthal
† 25.07.2010 Berlin

Er arbeitet seit Mitte der sechziger Jahre an Konzepten komponierte und improvisierte Musik, die sich allen Modeströmungen widersetzte und erst später in das allgemeine musikalische Bewusstsein dringende Entwicklungen vorwegnahen. In der Jazzszene der DDR nimmt er insofern eine Sonderstellung ein, als er - vom Jazz kommend – bereits Ende der 60er Jahre eine „Synthese von zeitgenössischer <klassischer> Musik und zeitgenössischem Jazz“ anstrebte.
Schulze betont, dass er nicht „<frei> im Sine von vorraussetzungslos oder ungebunden“ spielt, da das Umsetzen seiner Improvisationsmodelle „ein hohes Maß an Disziplin von den beteiligten Musikern erfordert“ Ihm geht es „um Klangstrukturen und Klangflächen und nicht um Harmonien auflösende Chorusse“
Nach dem Studium (Harmonielehre, Klavier, Klarinette; 1954 bis 1958) und Tätigkeiten in verschiedenen Orchestern leitete Schulze 1962/63 gemeinsam mit dem Saxophonisten Ernst-Ludwig Petrowsky das Manfred-Ludwig-Sextett. In den folgenden Jahren spielte er in der Gerhard-Stein-Combo und in Bands von Klaus Lenz.
Seit 1969 leitet er das Manfred-Schulze-Bläserquintett (eine a-capella-Bläsergruppe, die Kompositionen von Schulze schöpferisch umsetzte). 1970/71 musizierte er mit seiner Gruppe Praxis II, von 1973 bis 1976 mit der Schulze-Formation.
Seit 1973 kooperieren Schulze und der von der klassischen bzw. von der Neuen Musik herkommende Pianist Hermann Keller, zunächst in wechselnden Besetzungen, seit 1974 auch im Duo, seit 1976 im Berliner Improvisations-Quartett. Das Berliner Improvisations-Quartett (mit dem Trompeter Andreas Altenfelder und dem Cellisten und Sänger Wilfried Staufenbiel; seit 1979 als Berliner Improvisations-Trio mit Schulze, Keller, Staufenbiel) ist eine der eigenwilligsten Gruppierungen im Jazz der DDR, der es um die Einbeziehung von Gestaltungsmitteln der Neuen Musik und um die musikalische Unterstützung von Texten geht.
1979 entstanden die Aufnahmen zu dem Album „Berliner Improvisations-Quartett“. Im Herbst des gleichen Jahres unternahm das Trio eine gemeinsame Tournee mit dem Schlagzeuger Tony Oxley. Schulze leitete mit Hermann Keller wiederholt Werkstatt-Orchester, die ebenfalls Texte (u.a. von Bertolt Brecht, Heiner Müller, Else Lasker-Schüler, Thomas Brasch) in den musikalischen Kontext einbezogen.
Schulze führte auch selbst Werke mit größeren Besetzungen auf; beispielsweise das von ihm komponierte „Concerto grosso“. Anfang der achtziger Jahre kam es zur Wiederbelebung des Manfred Schulze-Bläserquintetts (mit den Saxophonisten Manfred Hering und Heiner Reinhardt sowie dem Posaunisten Johannes Bauer; gelegentlich auch mit Gottfried Rößler, kleine Trommel).
Mit dem Berliner Improvisations-Quartett bzw. –Trio wie auch mit dem Schulze-Bläserquintett nahm Schulze an mehreren internationalen Festivals teil; den Wuppertaler Grenzüberschreitungen 1985 entstanden Aufnahmen für das Album mit dem Schulze-Bläserquintett.
Seit Anfang der achtziger Jahre spielt Schulze im Trio mit dem Pianisten Hannes Zerbe und dem Schlagzeuger Peter Gröning, zudem im Quintett mit Zerbe, dem Tenorsaxophonisten Helmut Forsthoff, dem Trompeter Jochen Gleichmann und dem Schlagzeuger Dieter Keitel.
Schulze ist Mitglied der 1980 entstandenen Hannes Zerbe-Blech Band und mit dieser auch auf dem 1984 eingespielten Album zu hören.
Ein Clarinet Summit mit Manfred Schulze, Theo Jörgensmann, Denis Colin und Heiner Reinhardt ging 1986 auf Tournee. Schulze betätigt sich seit vielen Jahren auch als bildender Künstler.

Bert Noglik, Jazz-Lexikon, Hrsg. Manfred Kunzler, © 1988 Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Ausgabe September 1993